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Archive for Juli 2022

Fritz Kater

Die Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften
und ihr Kampf in der deutschen Bewegung.[1]

Zur Verfassung der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften (FVdG) gibt es nicht viel zu sagen. Sie besteht hauptsächlich aus Gewerkschaften der Bauindustrie. Diese Industrien befinden sich jedoch bereits seit mehreren Jahren in einer akuten Krise, und dort herrscht eine solche Arbeitslosigkeit, wie man sie seit einer Generation nicht mehr erlebt hat. Es versteht sich von selbst, daß diese Krise auf die Verbreitung der Agitation und auf alle organisatorischen Aktionen dieser Gewerkschaften Auswirkungen hat, und zwar in verschiedene Richtungen.

Infolge dieser anhaltenden Arbeitslosigkeit wechseln viele Mitglieder unserer Organisationen ihren Beruf, und der Terrorismus in den großen deutschen Zentralgewerkschaften zwingt sie häufig dazu, sich einer der letzteren anzuschließen. Dies sind einige der Gründe, warum unsere Mitglieder­zahl trotz unserer eifrigen Agitation seit dem ersten internationalen Syndikalistenkongreß in London im Jahr 1913[2] zurückgegangen ist.

Natürlich haben auch die zentralistischen Gewerkschaften der sozialdemokratischen Richtung, die freien Gewerkschaften, wie sie im Gegensatz zu den christlichen und katholischen Gewerk­schaften genannt werden, stark unter der Baukrise gelitten; aber diese Gewerkschaften haben ein Rekrutierungsmittel, das für die deutschen Volksmassen nicht an Attraktivität mangelt. Dies sind die Hilfskassen für den Fall von Krankheit, Reisen, Invalidität oder Bestattung sowie eine ganze Reihe anderer Einrichtungen der gegenseitigen Hilfe, die zusammen oft drei Fünftel und noch mehr der Einnahmen dieser Gewerkschaften verschlingen.

Die Zahl der deutschen Arbeiter, die aus prinzipiellen und ideellen Gründen einer Gewerkschaft beitreten, ist so gering, daß man sie wirklich mit der Laterne von Diogenes in diesem Land suchen sollte[3].

Deutschland steht nicht nur in allen Fragen des Militarismus und der Bürokratie an der Spitze der modernen Staaten, es dominiert auch die Arbeiterbewegung.

Der Geist des Kasernenmilitarismus, die Anbetung der Gewerkschaftsfunktionäre, der Geist der Disziplin […] der zweieinhalb Millionen Arbeiter und Arbeiterinnen, die sich unter der engen Aufsicht ihrer Beamten befinden, all dies steht im Gegensatz zu unseren syndikalistischen Ideen. Hinzu kommt die Existenz von 58 bis 59 Gewerkschaftszeitungen, die einmal oder mehrmals pro Woche erscheinen, und etwa sechzig sozialdemokratische Tageszeitungen, die alle zusammen den reformistischen Gewerkschaftsgeist fördern und verbreiten.

Dies sind die Mauern, die die Syndikalisten stürmen müssen. Gewiß, unsere Organisationen verteilen sich auf das gesamte Reich, und der [revolutionäre] Syndikalismus hat schon jetzt in fast allen wichtigen Städten Ableger. Wir haben außerdem bereits zwei wöchentliche Organe: die Einigkeit und den Pionier, von denen letzterer auch in reformistischen Gewerkschaftskreisen gelesen wird. Nur, was ist all das angesichts der Handlungsmöglichkeiten gegen den revolutionären Syndikalismus wert, die den parlamentarischen Sozialisten und reformistischen Gewerkschaftern zur Verfügung stehen? Fehlinterpretationen, Lügen, Beleidigungen in Bezug auf den Syndikalismus in Deutschland; selbst die Denunziation von Klassenkameraden gegenüber Polizei und Justiz fehlt nicht in den sozialdemokratischen Zeitungen und in der reformistischen Gewerkschaftspresse, wenn es um den Kampf gegen revolutionäre Gewerkschafter geht. Wenn die revolutionären Genossen aus Frankreich, Italien, Spanien, England, Amerika usw. nur ein Hundertstel von allem hören könnten, was diese Presse deutschen Arbeitern über die Lehren und Kampftaktiken des [revolutionären] Syndikalismus erzählt, dann sie würden sich angewidert von solchen Menschen abwenden und alle Anstrengungen unternehmen, um die Revolutionäre Internationale zu entwickeln. [Sie könnten dann] die tieferen Gründe [verstehen], warum wir revolutionären Syndikalisten in Deutschland so wenig Fortschritte machen.

Noch etwas. Mehrmals, das erste Mal aus dem Mund des Genossen Jouhaux[4] aus Paris, ein anderes Mal durch die Stimme des Genossen Tom Mann[5] aus London, hat man uns im Besonderen und den Syndikalisten aller Länder im allgemeinen den Rat gegeben, unsere besonderen Gewerk­schaften aufzugeben, um mit der Propaganda syndikalistischer Ideen innerhalb der zentralistischen Gewerkschaften zu beginnen. Diese Genossen und alle, die so denken, beurteilen die Situation in anderen Ländern nach den Möglichkeiten, die sich in ihrem eigenen Land bieten. Sie sind sich insbesondere der Situation in Deutschland nicht bewußt, in der der parlamentarische und reformis­tische Geist und die Gewerkschaftsdisziplin seit mehr als einem Vierteljahrhundert in die Massen eingedrungen sind und dort gearbeitet haben.

Die Annahme, daß man syndikalistische Prinzipien in diesen Gewerkschaftskreisen erfolgreich verbreiten könnte, ist gleichbedeutend mit der Annahme, daß man in einer deutschen Kaserne als Soldat antimilitaristische Propaganda betreiben könnte.

Während der antimilitaristische Soldat zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wird, würde der revolutionäre Syndikalist, der es wagt, seine Ansichten offen zu verbreiten, ohne eine so harte Strafe zu erhalten, dennoch unfehlbar bestraft werden. Zuallererst würde man ihn zwingen zu Schweigen; für den Fall, daß er nicht schweigen will, sondern weiterhin seine Ideen geltend macht, würde er gemäß diesem oder jenem Artikel der Satzung aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. Wenn er seine Propaganda gegen die Gewerkschaft fortsetzen würde […], würden die sozialdemo­kratischen Tageszeitungen und die reformistische Gewerkschaftspresse über ihn herfallen. Wehe ihm, wenn er darüber hinaus gezwungen war, sein Brot in der Fabrik oder Werkstatt zu verdienen. In solchen Fällen haben die Gewerkschaftsbeamten den von den Gewerkschaftsmitgliedern ange­wandten Terrorismus in Anspruch genommen; und wirklich, in Deutschland braucht es nicht viel, um einen rebellischen Geist auf unfreiwillige Arbeitslosigkeit und Hunger zu reduzieren. Das ist deutsche Gewerkschaftsdisziplin.

Und deshalb werden wir außerhalb der großen deutschen Gewerkschaften bleiben, um die Prinzipien und Taktiken des revolutionären Syndikalismus zu predigen. Um dies zu erreichen, brauchen wir eigene Gewerkschaften in allen Zentren des Deutschen Reiches, die diese Prinzipien und diese Taktik vertreten, sie in alle Richtungen verbreiten und die Kosten dafür tragen.

Fritz Kater (Berlin)

Allemagne

L’union libre des syndicats allemands et sa lutte dans le mouvement allemand.

Fritz Kater (Berlin)

Sur la constitution de l’union libre des syndicats allemands (Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften). Il n’y a pas grand-chose à dire. Elle se compose surtout de syndicats des industries du bâtiment. Cependant ces industries traversant depuis plusieurs années déjà une crise aiguë, il y règne un chômage tel qu’on n’en n’avait jamais vu depuis toute une génération. Il va sans dire que cette crise réagit sur la propagande d’agitation et sur toute l’action organisatrice de ces syndicats et cela dans plusieurs directions

Par suite de ce chômage persistant, nombre des membres de nos organisations changent de métier et le terrorisme existant dans les grandes unions centrales allemandes les oblige souvent alors à adhérer à une de ces dernières. Voilà quelques-unes des causes pour lesquelles, malgré toute l’ardeur de notre agitation, il faut constater un recul du nombre de nos membres depuis le premier congrès syndicaliste international tenu à Londres en 1913.

Certes, les unions centralistes d’obédience social-démocrate, les unions libres comme elles s’appellent en opposition aux unions chrétiennes et catholiques, ont aussi beaucoup souffert de la crise du bâtiment; mais ces unions ont un moyen de recrutement qui ne manque pas d’attraction pour les masses populaires allemandes. Ce sont les caisses de secours en cas de maladie, de voyage, d’invalidité ou d’enterrement et toute une série d’autres institutions de secours mutuels qui, toutes ensemble, dévorent souvent les trois cinquièmes et même plus des recettes de ces Unions.

Le nombre des ouvriers allemands qui adhèrent à un syndicat pour des motifs de principe et d’idéal est tellement minime qu’on devrait vraiment aller les chercher dans ce pays avec la lanterne de Diogène.

L’Allemagne ne se trouve pas seulement au premier rang des États modernes pour tout ce qui est du militarisme et de la bureaucratie, elle domine de même dans le mouvement ouvrier.

L’esprit du militarisme de caserne, l’adoration des fonctionnaires syndicaux, l’esprit de discipline […] des deux millions et demi d’ouvriers et d’ouvrières se trouvant sous la surveillance étroite de leurs fonctionnaires, tout cela est en opposition avec nos idées syndicalistes. Ajoutons encore l’existence de 58 à 59 journaux corporatifs paraissant une fois ou plus par semaine et quelques soixante quotidiens social-démocrates qui tous ensemble cultivent et propagent l’esprit syndical réformiste.

Voilà les remparts dont les syndicalistes doivent faire l’assaut. Certes, nos organisations se répartissent sur l’Empire entier et le syndicalisme [révolutionnaire] a donc d’ores et déjà des ramifications dans presque toutes les villes de quelque importance. Aussi possédons-nous déjà deux organes hebdomadaires: la Einigkeit (Concorde) et le Pionier dont le dernier est aussi lu dans les milieux syndicaux réformistes. Seulement, que vaut tout cela en face des moyens d’action dont disposent, contre le syndicalisme révolutionnaire, les socialistes parlementaires et les syndicalistes réformistes. Fausses interprétations, mensonges, insultes concernant le syndicalisme en Allemagne; même les dénonciations de camarades de classe auprès de la police et de la justice, rien ne manque dans les journaux social-démocrates et dans la presse syndicale réformiste, lorsqu’il s’agit de combattre les syndiqués révolutionnaires. Si les camarades révolutionnaires de France, d’Italie, d’Espagne, d’Angleterre, d’Amérique, etc. pouvaient entendre seulement un centième de tout ce que cette presse raconte aux ouvriers allemands sur les doctrines et le tactique de lutte du syndicalisme [révolutionnaire], ils se détourneraient avec dégoût de ces gens-là et feraient tous les efforts pour développer l’Internationale révolutionnaire. [Ils pourraient alors comprendre] les raisons profondes pour lesquelles nous autres syndicalistes révolutionnaires faisons si peu de progrès en Allemagne.

Encore quelque chose. A plusieurs reprises, la première fois par la bouche du camarade Jouhaux de Paris une autre fois par la voix du camarade Tom Man de Londres, on nous a donné le conseil, à nous en particulier et aux syndicalistes de tous les pays en général, d’abandonner nos syndicats particuliers pour commencer la propagande des idées syndicalistes au sein même des unions centralistes. Ces camarades et tous ceux qui pensent comme eux, jugent de la situation des autres pays d’après les possibilités qui se présentent dans leur propre pays. Ils méconnaissent tout particulièrement la situation en Allemagne où l’esprit parlementaire et réformiste et la discipline syndicale ont pénétré et travaillé les masses depuis plus d’un quart de siècle.

La supposition qu’on pourrait avec succès propager dans ces milieux syndicaux les principes syndicalistes équivaut à cette autre: qu’on pourrait, dans une caserne allemande, faire comme soldat de la propagande antimilitariste.

Si le soldat antimilitariste est [condamné à] plusieurs années de prisons, le syndicaliste révolutionnaire, qui oserait ouvertement propager ses opinions, tout en ne recevant pas une punition aussi sévère, serait quand même puni infailliblement. Tout d’abord, on lui imposerait catégoriquement le silence; au cas où il ne voudrait pas se taire, mais où il continuerait à affirmer ses idées, il serait conformément à tel ou tel article des statuts exclu du syndicat. S’il continuait sa propagande contre le syndicat […], les quotidiens social-démocrates et la presse corporatiste réformiste lui tomberaient dessus. Malheur à lui s’il était par-dessus le marché forcé de gagner son pain à la fabrique ou à l’atelier. Souvent dans de pareils cas, les fonctionnaires syndicaux ont fait appel au terrorisme appliqué par les adhérents du syndicat; et, vraiment, il n’en faut pas beaucoup en Allemagne pour réduire un esprit rebelle au chômage involontaire et à la faim. C’est là la discipline syndicale allemande.

Et voilà pourquoi nous resterons en dehors des grands syndicats allemands, pour prêcher les principes et la tactique du syndicalisme révolutionnaire. Pour pouvoir le faire, nous avons besoin de syndicats séparatistes dans tous les centres de l’Empire allemand, qui porteurs de ces principes et de cette tactique, en font la propagande dans toutes les directions et en supportent les frais.

[Source : La Voix du Peuple, 20-26.04.1914]


[1]     Fritz Kater, Le syndicalisme révolutionnaire en Allemagne; in: La Voix du Peuple, 20 – 26. April 1914 (nach der Fassung auf Pelloutier Net). Übersetzung und Anmerkungen: Jonnie Schlichting.

[2]     https://en.wikipedia.org/wiki/First_International_Syndicalist_Congress

[3]     Anspielung auf den griechischen Philosophen Diogenes von Sinope (ca. 413 – 323 v.u.Z.), der einmal am hellen Tag auf dem Marktplatz von Athen mit einer Laterne herumlief und auf die Frage, was das solle, antwortete: »Ich suche einen Menschen.«

[4]     Léon Jouhaux (1879 – 1954) https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9on_Jouhaux

[5]     Tom Mann (1856 – 1941) https://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Mann

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