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Regionales Archiv zur Dokumentation des antiautoritären Sozialismus – RADAS Hamburg

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Aufbau NSADAP – Auslandsorganisation

Aufbau der Auslands-Organisation der NSDAP
(Seiten 17-39)

Formell wird die deutsche Aussenpolitik vom Auswärtigen Amt bestimmt, dessen ausführende Organe, wie in allen übrigen Ländern, die Botschaften und Konsulate sind. In Wirklichkeit jedoch hat die deutsche Aussenpolitik zwei Spitzen: Neben dem Auswärtigen Amt steht das Aussenpolitisohe Amt der NSDAP, das seine eigenen Botschafter, nämüch die Landesgruppenleiter, unterhält und ebenso seine eigenen Konsuln, nämlich die Amtswalter. Im Aufbau der NSDAP „wird das gesamte Ausland als ein Gau angesehen, an dessen Spitze der Gauleiter E. W. B o h l e steht. *) Der Gau Ausland ist in Länderämter eingeteilt. Nach den Ermittlungen sind bekannt geworden die Unterteilung der Länderämter II, III und IV:

*) Gauleiter B o h l e wurde zum 1. Februar 1937 in das Aussenministerium aufgenommen, sodass jetzt auch eine offizielle Verbindung zwischen beiden Ämtern besteht. / 17 /

Amt II: Grossbritannien und Irland, Frankreich. Spanien, Portugal, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Algerien, Tunis, Spanisch- und Französisch-Marroko, Inseln im Atlantik.
Amt III: Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien, Malta, Albanien, Griechenland, Türkei, Syrien, Palästina, Ägypten, Irak, Iran, Afghanistan.
Amt IV: Schweiz, Italien, Österreich, Ungarn.

Länderamtsleiter:
Amt. II: Pg. Friedrich Wilhelm B u r b a c h .
Amt. III: Pg. Rittmeister a. D. S t e m p e l .
Amt. IV: Pg. Hauptmann a.D. Dr. Richard K o d e r l e .

Die Einteilung in Landesgruppen und Landeskreise nimmt der Auslandskommissar E. W. Bohle unter „ganz besonderen, sorgfältig erwogenen Gesichtspunkten“ vor. Er schreibt im „Mitteilungsblatt der Auslandsorganisation“ in der Verordnung vom 25. November 1934: / 18 /

„Wie bereits mitgeteilt, wird die Bezeichnung Landesvertrauensmann abgeschafft. Es gibt in Zukunft als „Hoheitsträger“ der NSDAP, im Ausland nur Landesgruppenleiter Landeskreisleiter Kreisleiter Stützpunktleiter.“
„Die Einteilung nach Landesgruppen und Landeskreisen nehme ich nach ganz besonderen, sorgfältig erwogenen Gesichtspunkten vor. Die Grosse des Landes spielt ebensowenig wie die Zahl der Parteigenossen eine ausschlaggebende Rolle. Meine Entscheidung wird unter Berücksichtigung sehr vieler Umstände getroffen. Mit der endgültigen Einführung dieser Bezeichnungen soll und muss eine bestimmte Tradition beginnen, deren Pflege in erster Linie den Hoheitsträgern selbst zufällt.
Die Organisationen der NSDAP, in folgenden Ländern bilden Landesgruppen:
Frankreich, Luxemburg, Aegypten, Kamerun, Union v. Sudafrika, Tanganyka, Mexiko, Peru, Japan.
Grossbritannien und Irland, Chile, China, Jugoalavien, Polen, Schweiz, Niederiändisch-Indien, Argentinien, Portugal, Spanien, Bulgarien, Paraguay, Guatemala, Brasilien. An ihrer Spitze steht ein Landesgruppenleiter.
Die Organisationen in folgenden Ländern bilden Landeskreise, an deren Spitze ein Landeskreisleiter steht:
Dänemark, Schweden, Lettland, Bolivien, Rumänien, Angola, Panama, Uruguay, Griechenland, Palästina, Venezuela, Kanada, Belgien (zwei Kreise: Antwerpen und Brüssel), Italien (zwei Kreise: Mailand und Rom).
Aus gegebener Veranlassung weise ich darauf hin, dass die Reihenfolge dieser Bekanntmachungen keinerlei Bedeutung hat. Ebenfalls mache ich darauf aufmerksam, dass ein Landeskreis selbstverständlich bei entsprechender Entwicklung Landesgruppe werden kann, sofern die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Bildung einer Landesgruppe gegeben sind.“

Die Namen und Funktionen einer grossen Anzahl hervorragender Auslandsmitarbeiter der Nazis sind aus dem authentischen Material bekannt geworden. Da es sich in allen Fällen um hohe Funktionäre handelt, sind sie zu suchen in den leitenden Stallungen der deutschen Industrie-Unternehmungen im Ausland. Hier die Liste der Namen:

Europa
Pg. Adolf W i e b e c k e – Wien – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP in Österreich
Pg. Dr. Josef D r e c h s e l – Sofia – Stellvertretender Landesgruppenleiter der Partei in Bulgarien
Pg. Dr. H a b e r m a n n – Thun – Kreisleiter der Partei für den Kreis Bern
Pg. Hellmut St e i n b r e c h e r – Mailand – Kreisleiter der Partei Italien-Nord
Pg. Erich K i r n – Rom – Kreisleiter der Partei Italien-Süd
Pg. Adolf K o n r a d i – Bukarest – Landeskreisleiter der Partei für Rumänien
Pg. Dr. H. D i e h l – Luxemburg – Landesgruppemleiter der Partei in Luxemburg
Pg. Generalkonsul Otto B e h n e – London – Landesgruppenleiter der Partei, Grossbritannien und Irland
Pg. Hans Waldemar H e u d l a s s – Edinbourgh – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP für Grossbritannien und irland
Pg. Kurt H a r m s – Den Haag – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP für Holland
Pg. S c h l e i e r – Paris – Landesgruppenleiter der Partei für Frankreich

Nord-Amerika
Pg. Franz B a r t e l s – New York – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP in Nordamerika

Süd-Amerika
Pg. Paul G. S i e m s e n – Buenos Aires – Stabsleiter des Aussenkommisariats in Argentinien
Pg. Fritz K ü s t e r – Buenos Aires – Landesgruppenleiter der Partei für Argentinien
Pg. Otto G a u e r k e – Río de Janeiro – Kulturamtsleiter der NSDAP für Brasilien
Pg. George C h r i s t i a n s – Río de Janeiro- Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP, Brasilien
Pg. Eugen R e u t t e r – Santa Fé – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP, Argentinien
Pg. Karl H ü b n e r – Santiago – Landesgruppenleiter der Partei in Chile
Pg. gerhard H e n t s c h k e – Guatemala – Landesgruppenleiter der Partei in Guatemala
Pg. Herrmann T o e p k e – Quezaltenango – Kreisleiter der Partei Guatemala-West
Pg. Emil P r ü f e r t – Barranquilla – Landesgruppenleiter der Partei in Columbien
Pg. Arnold M a r g e r i e – Caracas – Landesgruppenleiter der Partei in Venezuela
Pg. Theodor B e c k e r – Bolivien – Landeskreisleiter der Partei in Bolivien
Pg. Carl D e d e r i n g – Lima – Landesgruppenleiter der Partei in Peru
Pg. Major a.D. R e i t z e n s t e i n – Asunción -Landesgruppenleiter der Partei in Paraguay
Pg. Wilhelm V o s s – Asunción – Stellvertretender Lg.-Leiter der Partei

Afrika
Pg. U.M. v. C h e l i u s – Blömfontain und Johannesburg – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP im Orange-Freistaat
Pg. Wolfgang D e l f s – F r i t z – The Baths – Aussenhandelsamtsleiter der NSDAP Südafrika
Pg. Konsul Bruno S t i l l e r – Kapstadt – Landesgruppenleiter der Partei im Kapland
Pg. Hans K i s k e r – Angola – Landesgruppenleiter der Partei in Portugiesisch West-Afrika

Asien
Pg. Cornelius S c h w a r z – Jaffa – Landesleiter der Partei in Palästina
Pg. William W i c k e l – Java – Landesgruppenleiter der Partei für Niederländisch-Indien und Streits-Settlements
Pg. Rudolf H i l l m a n n – Tokio – Landesgruppenleiter der Partei in Japan
Pg. Otto S t o l l e – Tokio – Stellvertr. Lg.-Leiter der Partei in Japan

Australien
Pg. Walter S c h l e i c h e r – Samoa – Aussenhandelsamtsleiter

Bei der Ernennung der „Hauptstellenleiter des Aussenhandelsamtes“ der Partei handelt es sich in allen Fällen um Schaffung eines neuen Amtes. Sämtliche Ernennungen erfolgten am 1. Juni 1936 und weisen darauf hin, wie ernst es dem Dritten Reich mit seiner Kolonial-Politik ist. An den Plätzen, wo sich die neuen Amts1eiter befinden, wird an Ort und Stelle die Forderung von Kolonien vorbereitet.

Die Landesgruppen haben ausser dem Leiter einen zentralen Landesverwaltungskörper, welcher den Stab des „Hoheitsträgers“ ausmacht und wiederum ihm direkt unterstellt ist. Die Unterorganisationen einer Landesgruppe sind:

Kreisgruppen (KG.)
Ortsgruppen (OG.)
Stützpunkte (Stüpu.)
Zellen

Jede dieser Untergruppierungen hat einen Amtswalterkörper, dessen Gliederung weiter unten genannt wird. Der Landesgruppenleitung und ihrer Führung, also dem Landesgruppenleiter und seinem Stab sind folgende Organisationen offiziell unterstellt: / 22 /

die SA., die SS.
das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps
die Hitlerjugend (einschliesslich des Jungvolks, des BDM. und der Jungmädel)
der N.S.-Deutsche Studejitenbund
die N.S.-Frauenschaft
der N.S.-Dozenitenbund. ■

Die Hafendienstämter sind der „Zentrale“ der Gestapo in Berlin direkt unterstellt.
Geheim für die Gastländer, aber parteioffiziell sind folgende Körperschaften gleichfalls der Landesgruppenleitung unter¬geordnet:

die Konsulate
die Handelskammern
der wissenschaftliche Austauschdienst
die deutschen Schulen
die religiösen Gemeinden der Kolonie
die Hilfsvereine
die eventuellen Krankenkassen und
die deutschen Klubs.

Diese Feststellung wird bereits im Februar 1935 durch eine Verordnung im „Mitteilungsblatt“ genügend bekräftigt.


„36/35. Folge 21, 2. Jahrgang.
Von interessierter Seite ausserhalb der Partei wird immer wieder versucht, das Primat „der Auslands-Organisation und der ihr unterstellten Gruppen Tnv Ausland zu durchbrechen bzw. den Anschein zu erwecken, als ob noch andere Stellen der Partei den Auftrag hätten, auslandsdeutsche Arbeit zu leisten.

Ich werde selbstverständlich auch mit diesen immer wieder auftretenden Bestrebungen fertig werden, bitte aber meine Parteigenossen im Ausland, mich hierbei nach wie vor kräftig zu unterstützen, dass sie sich auf keinerlei Korrespondenzen oder Verhandlungen mit irgendwelchen anderen Stellen einlassen, wenn nicht die Auslands-Organisation hierzu eine klare Anweisung gegeben hat. Die Verfügungen des Stellvertreters des Führers vom 3. Oktober 1933 und 17. Februar 1934 besagen, dass die Auslands-Organisation der NSDAP, das Primat in allen ausl’andsdeutschen Arbeiten hat. Es können somit Anerbieten aller Art, die offensichtlich unter Umgehung der Auslands-Orgaoiaationen erfolgen, unter Hinweis auf diese klaren Bestimmungen jederzeit zurückgewiesen werden.
H a m b u r g , den 1 5. Februar 1933
E. W. Bohle. „

Durch diesen Aufbau der Organisation ist eine restlose Erfassung der gesamten Auslandsdeutschen gewährleistet, welche, oftmals ohne es zu wissen oder zu wollen, unter der Kontrollle und dem Einfluss der NSDAP, stehen, stärker und wirkungsvoller, als es in Deutschland möglich ist. Die Wirkung der deutschen faschistischen Propaganda im Ausland wird gerade durch die vorbildliche Organisation bedeutend erhöht, denn viele der kontrollierten Körperschaften sind infolge ihres Aufgabenkreises keine ausschliesslich deutschen. / 23 /

Besonders die Massenorganisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF.), welche der NSDAP, korporativ angeschlossen ist, durchdringt mit ihren Mitgliedern, unter denen bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch Ausländer waren, die Betriebe des Gastlandes. Es ist deshalb notwendig, die Organisation der DAF. genauer zu betrachten. In der Verordnung des „Führers“ vom 24. Oktober 1934 über Wesen und Ziel der DAF. heisst es unter anderem: „Die DAF. ist die Organisation der schaffenden Deutschen der Stirn und der Faust. Die DAF. ist eine Gliederung der NSDAP, im Sinne des Gesetzes zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom 1. Dezember 1933.

Führung und Organisation. Die Führung der DAF. hat die NSDAP. Die gebietliche Gliederung der DAF. entspricht derjenigen der NSDAP. Für die fachliche Gliederung der DAF. ist das im Programm der NSDAP, aulgestellte Ziel einer organischen Ordnung massgebend. Die gebietliche und fachliche Gliederung der DAF. wird vom Stabsleiter der politischen Organisation bestimmt und im Dienstbuch der DAF veröffentlicht.“

Auf Grund dieser Bestimmungen arbeitet die DAF im fremden Lande, als ob es das eigene wäre, mit der Einschränkung, dass
sie nur dort Einfluss hat, wo deutsche Angestellte in den ausländischen Firmen tätig sind und wo grosse Filialen deutscher, Firmen und Industrie-Unternehmungen mit vielen deutschen Arbeitern bestehen.

Wie in der Verordnung gesagt wird, ist die gebietliche Gliederung die gleiche wie die der Partei, Kreisgruppen. Ortsgruppen, Stützpunkte und Zellen, und ab Juni 1936 Unterteilung der Zöllen in Blocks. Darüber hinaus gibt es nun die fachliche Gliederung in folgende Gruppen, welche im Ausland den entsprechenden deutschen grossen Fachgruppen gleichen sollen: leitende Angestellte,
kaufmännische und weibliche Angestellte, technische Angestellte, Arbeiter und Lehrlinge. Auch die freien akademischen Berufe sind besonders erfasst. In den Betrieben im Ausland bestehen die Betriebszellen mit ihren Obleuten wie in Deutschland. Wo nicht genügend deutsche Arbeitskräfte angestellt sind, hat man Vertrauensleute, welche besonders zur Wirtschaftsspionage herangezogen werden.

Weiterhin gehören zur DAF-Ausland die Sportgruppen, Berufsschulen, Funkgruppen und die „Kraft durch Freude“-Organisation. Gerade in diesen Gruppen gelingt es, dem meisten Einfluss auf die Angehörigen des Gastlandes zu nehmen, da sie nie rein deutsche Gruppen sind.

Die Landes- und Ortsgruppenleitungen der DAF. setzen sich mei¬stens aus „leitenden Angestellten“ zusammen; d. h. fast alle diese „Politischen Leiter“, ausnahmslos in der Partei organisiert, sind Direktoren oder Prokuristen in bedeutenden Auslandsunterneh- / 24 / mungen und haben somit grossen Einfluss und Einblick im Wirtschaftsleben des fremden Landes.

Die verantwortlichen „Politischen Leiter“ und „Amtswalter“ aller deutschen Auslandsorganisationen arbeiten einheitlich nach Gebieten getrennt, die deutlich ihre Aufgaben erkennen lassen: Politischer Leiter, Pressewalter, Kassenwalter, Rechtswalter, Sozialwalter, Berufserziehungswalter, Funkwalter und Kraft durch Freude-Walter.

Wenn man also weiss, dass die DAF. im Ausland vorwiegend in die ausländische Wirtschaft hinein gebaut ist, und wenn man

( Bild 9 )

/ 25 /

bedenkt, dass die Organisation zentralisiert im Landesmasstab arbeitet, muss man einsehen, welchen bedeutenden Einfluss sich der deutsche Faschismus im ausländischen Wirtschaftsleben sichert und welche Propaganda- und Spionagemöglichkeiten sich ihm bieten.

( Bild 10 )

/ 26 /

Die ideologische Beeinflussung der Ausländer übt man auch durch die Jugendorganisation aus. In den deutschen Schulen hat man im. Durchschnitt nur bis zu 50%..deutsche Schüler. Die wissenschaftlichen Austauschinstitute vermitteln faschistische Studenten und Wissenschaftler an die Universitäten.

Die „Pfadfinder“, verkappte Hitlerjugend und S.-A., machen, „befreundete Kreise“ mit der straffen Disziplin, mit militärischer Zucht und mit „Felddienstübungen“ bekannt.

Die übrigen wirtschaftlichen und kulturellen Vereinigungen, wie Handelskammern, religiöse Gemeinden, die deutschen Klubs, werden gleichfalls von Parteifunktionären geleitet und arbeiten in ihren Kreisen nach gleichen Methoden. Ein Beispiel gibt ein Briefwechsel zwischen dem evangelischen Pfarrer Gründler, Barcelona,, und Burbach. (Siehe Bild 9, 10 und 10 a)

( Bild 10a )

Um sich einen Überblick über die Wirksamkeit der nationalsozialistischen Organisationen im Ausland zu verschaffen, genügt es nicht zu nicht, zu wissen wie stark zahlenmässig die Bewegung ist. Viel wichtiger ist, klar zu erkennen, welche propagandistische Kraft in / 27 / den oftmals kleinen Gruppen steckt. In dem bereits mehrfach erwähnten „Mitteilungsblatt“ wird wiederholt darauf hingewiesen,

„dass weder die Gruppen im Ausland noch einzelne Parteigenossen berechtigt sind, an irgendwelche Stellen Zahlenmaterial über unsere Bewegung im Ausland abzugeben. Die Hoheitsträger können ohne weiteres anfragenden Stellen mitteilen, daas ein“ striktes Verbot von mir vorliegt. Dieses Verbot gilt selbstverständlich auch für Politische Leiter und Parteigenossen, die einer amtlichen Vertretung angehören.“
gez. E. W. Bohle

Trotzdem sind wir in der Lage, zumindest über Spanien Zahlenmaterial zu veröffentlichen. In den folgenden Abschnitten kommen wir darauf zurück.

Hier muss jedoch erwähnt werden, dass die Auslands-Organisation in Berlin auf die Auslands-Propaganda und deren genaueste Durchführung grösseren Wert.gelegt hat, als die Reichsleitung für innere Propaganda im Dritten Reich. Die AO. begegnet hierbei der Tatsache, dass der Deutsche im Ausland immer noch deutscher als deutsch sein will, und, wo er sich auch befindet, «das Ausland als deutsche Kolonie betrachtet. Die Organisation lasst im Ausland noch weniger als in der „Heimat“ den „Volksgenossen“ zur Besinnung kommen und zwingt ihn selbst in seinen Feierabendstunden nur für die Partei zu arbeiten. In den folgenden Abschnitten werden deshalb besonders die Propaganda-Methoden der deutschen faschistischen‘ Organisationen im Ausland hervorgehoben, erläutert an dem Beispiel Spanien. Allen Antifaschisten, der Welt muss es klar werden, dass die Methoden und die Organisation der Nazis in der ganzen Welt einheitlich sind, dass man es aber ausgezeichnet versteht, sich den jeweiligen Landesverhältnissen anzupassen, und sich mit offizieller und inoffizieller Tätigkeit ganz und gar nach der Mentalität der einzelnen Völker zu richten.

Ganz gleich, wie die politische Verfassung und die allgemeine Lage eines Landes ist, die Nazis passen sich an und arbeiten, bereiten die faschistische Invasion vor und schaffen ihrem „Führer“ die Hilfsstellung für seine Aussenpolitik. / 28 /

( Bild 11 )

( Bild 11 a )

/ 29 /

Das in vorstehender Abbildung wiedergegebene Mitteilungsblatt ist eines der wichtigsten Organe der nationalsozialistischen Auslandsarbeit, und es wäre für den Abwehrkampf gegen diese Arbeit von allergrösster Bedeutung, dieses Mitteilungsblatt, soweit es irgend möglich ist, ständig zu beobachten und seinen Inhalt in der internationalen antifaschistischen Presse zu publizieren. Man muss Mittel und Wege finden, unter Umständen mit Hilfe der Behörden, die Verbreitung des Blattes, welches alle Organisationsmitteilungen für den grossen Auslands-Apparat enthalt, zu unterdrücken. Die für jedes Land bestimmten Exemplare werden nie direkt verschickt, sondern mit Kurierpost, d.h. in diesem Falle entweder durch die diplomatische Kurierpost oder durch Partei-Kuriere auf deutschen Handelsschiffen, welche auch das übrige Propaganda-Material befördern. (Einzelheiten hierüber siehe Abschnitt Hafendienst-Gestapo.)

Wie aus folgender Abbildung hervorgeht, werden die Sendungen per Post durch eine Versand-Anzeige avisiert, damit sie sicher in Empfang genommen werden können:

( Bild 12 )

Diese mehrfach gesicherte Versand-Methode beweist für sich allein schon den durchaus vertraulichen Charakter dieser Mitteilungsblätter, der weiterhin unterstrichen wird durch die in den Sammelmappen für die einzelnen Nummern klebenden, mit Parteistempel gezeichneten Notizen der Landesgruppenleitung: „Die in dieser Mappe gesammelten Mitteilungsblätter sind bei Aufgabe der Stellung als Politischer Leiter an -die Ortsgruppenleitung zurückzugeben.“ Ausserdem liegt ein Rundschreiben vor, in welchem es heisst:

„Vertraulich
Betr. Wirtschaftsstelle.
Aus gegebener Veranlassung weise ich erneut darauf hin, dass auch der wirtschaftliche Teil der Mitteilungsblätter streng vertraulich zu behandeln ist. Die einzelnen Exemplare sind ausschliesalich den zuständigen Folitischen und Wirschaftsstellen-Leitern auszuhändigen. Es ist strengstens untersagt, irgendwelchen dritten Stellen oder Personen Einfalicik zu gewähren, bezw. ihnen Auszüge usw. bekanntzugeben. Sofern Politische oder Wirtschaftsstellen-Leiter beruflich anderweitige, der AO nicht unterstellte dienstliche Funktionen ausüben, wird die Notwendigkeit der unbedingten Trennung der jeweiligen Dienstbereiche ausdrücklich .betont. Jeder Mitarbeiter rnuss sich darüber im Klaren sein, welche Anforderungen er an sich als jVlitträger unserer Bewegung zu stellen hat. Ich ersuche Kam Kenntnissnahme und Empfangsbestätigung des Vorstehenden.“

Der Nachdruck ist verboten, wie aus dem rCopf bei unserer Abbildung hervorgeht. Das Mitteilungsblatt erscheint zwanglos und enthalt nach Bedarf Beilagen für die einzelnen Unterorganisationen sowie Vordrucke für auszugebende Fragebogen, welche nicht immer direkt versandt weiden. Alle Beiträge sind entweder Rundschreiben oder Anordnungen des Gauleiters Ausland. Lediglich ■die für die Veröffentlichung in ausserdeutschem Parteiorganen bestimmten Artikel sowie einzelne gelegentliche Berichte halben einen anderen Charakter.

Die Anordnung im Blatte erfolgt, wie alles in der Bewegung, nach dem „Führerprinzip“: An erster Stelle stehen die Anordnungen des „Gauleiters“ E. W. Bohle, dann folgen: das Stabsamt, Inspektionsamt, Parteigericht-Rechtsamt, Presseamt, Schulungsamt, die Filmstelle, die Funkatelle, das Kulturamt-Nat.-Soz.-Lehrer-Bund, Amt für Rednervermittlung und Feiergestaltung, Amt für Beamte, Rückwandereramt, Hafendienstamt (hier im Mitteilungsblatt erscheinen nur Warnungen und Vermissten-Meldungen), Aussenhandelsamt. NS.-Volkswohlfahrt, Winterhilfswerk, Frauenfragen, das Schatzamt und allgemeine Beiträge stehen an letzter Stelle.

Ein paar Beispiele aus dem Inhaltsverzeichniss des Jahrgangs 1935 sowie später einige Auszüge aus dem eigentlichen Inhalt / 31 / mögen die Bedeutung und den die ganze Organisation umfassenden Wirkungskreis des „Mitteilungsblattes“ zu erkennen geben:

( wird fortgesetzt )

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