Die anarchistisch-sozialistische und individualistische Wochenzeitung ALARM aus Hamburg – 1919 bis 1924
ALARM Nr. 15 – 1919: 187 Maschinengewehre auf St. Pauli
ALARM Nr. 12 – 1922
ALARM Nr. 14 – 1922
ALARM Nr. 22 – 1922
Einige Hinweise auf Ausgaben und deren Inhalt:
Nr. 1 ohne Datum
Nr. 2 – 16.-22. März 1919
‚Die Weisse Fahne’ – September 1919 (Geschäftsstelle: Kohlhöfen 23 p):
Verbot und Nachfolgeblatt „Die Weisse Fahne“ September 1919. Verbotsgrund ist der § 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand: „Im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung“. Auch die sozialdemokratische Hamburgische Senat hatte bereits im Mai 1919 den Alarm als „religiös Ärgernis erregend“ bezeichnet und aus dem Zeitungsverzeichnis der Händler streichen lassen.
Nr. 4 – 11.11.1919
– Die soziale Revolution in Mexiko
– Aufbau der Anarchie
– Mieteverweigerung ab 1. Oktober
– Arbeiter-Union. „Die besten revolutionären Elemente haben hier eine Arbeiter-Union gegründet, um einer weiteren Verschlechterung der jetzt schon traurigen Lage der Arbeiterschaft einen Damm entgegenzusetzen. Als Vorbild für Organisation und Taktik hat sich die junge Bewegung die amerikanischen Industrie-Arbeiter der Welt genommen.“
Nr. 1 – 1920
– Das Recht zum Leben oder ‚Almosenempfänger’: 40.000 Arbeitssuchende erhalten in Hamburg jetzt „Erwerbslosenfürsorge“: „So haben sich die Erwerbslosen selbst zu Almosenempfängern gemacht und dürfen sich jetzt nicht darüber wundern, dass sie entsprechend behandelt werden.“
Nr. 7 – 1920
– Hinweis auf Arbeiter-Union-Versammlung in der KAZ
– Carl Langer redet bei Wulf in Altona am 7. April 1920 vor mehr als tausend Teilnehmern.
Nr. 18 mit neuem Titelkopf
– Mexiko: …, dass die mexikanische Provinz Zapataland während des Krieges die freie Kommune eingeführt hat. Für über 400.000 Menschen war im Jahre 1016 die anarchistische Gesellschaft Wirklichkeit geworden. Nun erhalten wir die Nachricht, dass sich die freie Kommune immer weiter ausbreitet. (…) Nicht Rußland soll uns Vorbild im Freiheitskampf sein, sondern Mexiko.
Nr. 19
– großer Bericht über „Zapataland, die Union der Werktätigen“, in dem jeder Industriezweig sich selbst verwaltet, ohne Regierung über das Volk …
Fortsetzung in Nr. 21
Nr. 23 – 1920
– „Öffentliche Versammlung der Maler am Montag, den 21. Juni im „Holsteinischen Haus“ bei Jarr, Kohlhöfen 23: 1. Tarifverträge oder Klassenkampf, 2. Unsere Stellung zur Lohnfrage. 3. Freie Aussprache.
Soz. Vereinig. der Maler v. Hbg. u. Umg., Freie Arb.-Union Deutschl. (Syndik)“
– Werbung wird u.a. für Rudolf Rockers „Prinzipienerklärung“, „Der Syndikalist“, „Der Freie Arbeiter“ und „Arbeiterkampf“, Wien gemacht (u.a.)
Nr. 28 – 3.8.1920
– „Hilfeschrei des ukrainischen Proletariats gegen die Diktatur der russischen Bolschewisten!“ von Semen Wityk
– Buchhandlung „Alarm“, Marienstr. 24 (Barmbek)
– Alarm ist zu haben bei „Otten, Bartholomäusstr. 50, Hinterhaus“
Nr. 36 – 18.9.1920
– Großer Artikel über die IWW
– Aufruf der GK der FAUD zur Unterstützung Peter Kropotkins
Nr. 39 – 9.10.1920
– Aufruf der FAUD (S) zu einem internationalen Syndikalisten-Kongreß Mitte November in Berlin
3. Jahrgang 1921
Nr. 2 – 10.1.21
– Aus der Arbeiterbewegung: „In Deutschland sind gegen 1000 syndikalistische Genossen im Kampf gegen die Reaktion gefallen. … Diese Opfer fallen wohl ausnahmslos in die Zeit des Kapp-Putsches“
– Heinrich Heine zu schwarz-weiß-roten Fahne in „Ein neues Wintermärchen“
– Genosse Georg Moser nach 21 Monaten Gefängnis in Fuhlsbüttel entlassen, „er ist der alte Rebell geblieben“ (Nr. 4, 24.1.1921)
Nr. 12 – 2.4.21
– Siegreicher Streik. Hamburg. Nachdem die Metallarbeiter in aller Gemütlichkeit 11 Wochen gestreikt haben, ist es der Leitung des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes gelungen, den Streik siegreich zu beendigen. Die Streikenden haben einen Lohnverlust von durchschnittlich 3000 Mark pro Mann, dem gegenüber steht eine erstreikte Lohnerhöhung von nicht ganz 15 Mark für eine Woche. Die Arbeiter müssen nun fleißig in Akkord arbeiten, wenn nicht, so gebrauchen sie ungefähr 4 Jahre, um den Lohnausfall wett zu machen. Ja, der Tiergarten der Herren Zentralverbändler ist mit „Revolutionären“ aller Art gefüllt, und solange der Bonze führt, wird i-a gebrüllt.
– Tote bei Werftbesetzungen u.a. in Hamburg
– Juni-Unruhen 1919 wegen Katzensülze („Heil-Putsch“).
– Teilnahme der Freien Sozialisten (Nr. 25 vom 25.6.21)
Das Volk kämpfte mit Maschinengewehren und Handgranaten, es gab sehr viele Tote. Als das Volk das Gefängnis Fuhlsbüttel stürmen wollte, holte die „verantwortliche Revolutionsleitung“ 300 Soldaten zur Sicherung – es saßen dort auch 800-1000 politische Gefangene ein …. (Zitat aus: Alarm Nr. 24, Seite 1)
– Flugblatt-Text:
(Nr. 27 vom 13.7.1921) „Behaltet Eure Waffen in der Hand!“
– Flugblatt vom 24. Juli 1919. „Flugblatt der Syndikalisten, nachdem sie sich im Allgemeinen passiv verhalten hatten für die Werften. Aufruf zur passiven Resistenz wurde auch befolgt.“
Nr. 46 – 5.12.21
– AAU Versammlung bei Sagebiehl mit 2-2.500 Leuten – Redner Wolfheim – Karl Roche widerspricht einem kommunistischen Funktionär aus Halle, „dass die VKPD ihre Mitglieder zu Heuchlern erziehe, politisch trete sie für die III. Internationale ein in Moskau ein und von den Gewerkschaftlern verlangt sie bei den Zentralverbändler zu bleiben. Diese sind aber der II. Internationale mit dem Sitz in Amsterdam angeschlossen.“
– Jakob Heil, Sülzefabrikant gestorben, der Urheber der Katzensülze hat sich selbst gerichtet in seiner Berliner Villa.
Nr. 13 – 28.4.21
– Hausdurchsuchung bei Allgemeinen-Arbeiter-Union, Kohlhöfen 2 nebst der benachbarten Synagoge
4. Jahrgang 1922:
Nr. 1, 12.1.1922
– Carl Windhoff als „Biograph“ von Carl Langer
(Syndikalist Nr. 52, 1921 – zwei Seiten über die „Dienste im Unternehmertum“
– Syndikalist Nr. 40 zum Austritt von C. Langer aus der FAUD (von Fritz Kater) Ausgetreten sind Leute aus Dortmund, Heinrich Huskotte.
– Der Alarm ist zu haben:
Innere Stadt: In der Geschäftsstelle Hamburg, Marienstraße 26, und Gastwirtschaft W. Bauke, Kohlhöfen 23.
Altona: E. Meier, Adolfstraße 21.
St. Pauli: Buchhandlung Wilh. Voß, Thalstraße 21.
– Versammlungsanzeiger des Anarchistischen Freibundes:
Hamburg, innere Stadt:
Jeden Freitag 8 Uhr bei Bauke, Kohlhöfen 23. Vorträge und Diskussionen, Pünktliches Erscheinen erwünscht!
Nr. 11 – 1922
– Die Freien Sozialisten-Anarchisten und Gesinnungsfreunde versammeln sich am 1. Mai in Hamburg bei JARR, Holsteinisches Haus, Kohlhöfen zu einem gemeinsamen Spaziergang und „Abendunterhaltung“
Nr. 12 – 1922
– Schnapsteufel und Arbeitertod:
„60 Hafenarbeiter haben sich durch den Genuß von Methylalkohol vergiftet. 10 davon sind bereits gestorben. Der Alkohol befand sich an Bord eines im Hamburger Hafen liegenden Schiffes. Eines der Fässer war undicht geworden. Die Arbeiter nützten die Gelegenheit aus und tranken sich zu Tode. So bedauernswert der Vorfall auch ist, so zeugt er doch von dem Geiste der Arbeiter, welche von den benachbarten Schiffen heraneilten, um sich buchstäblich den Tod anzusaufen.“
Nr. 13 – 1922
– Eine Anzahl Genossen sind aus dem Fuhlsbüttler Zuchthaus und Gefängnis entlassen worden. (Beteiligung an der Märzaktion). Beschwerden über mangelhaftes Essen. Genosse Paetsch hat für die während eines Jahres im Zuchthaus geleistete Arbeit 19 DM erhalten. (+30 DM von der sozialen Fürsorge + Arbeitsangebot im Hafen)
Nr. 15/16 – 1922
– Anzeigen zu einem Pfingstausflug für alle Gesinnungsfreunde, Treffpunkte Kohlhöfen 21 oder Bahnhof Blankenese.
Nr. 16 – 1922
– Strafsache gegen den Redakteur Karl Langer in Hamburg.
Angeklagter wird wegen Vergehens gegen §130 des Strafgesetzbuchs zu eintausend Mark Geldstrafe verurteilt. Alternativ für je 100 Mark ein Tag Gefängnis. Gründe: Rede in der Wirtschaft Goltz in Mengede in der er die Idee des Anarchismus propagierte (die kommende Revolution wird die kapitalistische Wirtschaftsordnung zermalmen usw.) und die Sozialdemokraten des Verrats beschuldigte. U.a. bestehen noch mehrere kleinere Verfahren gegen Langer.
Nr. 17 – 1922
– Ein Schrei aus dem Zuchthause:
Politische Gefangene aus dem Fuhlsbüttler Zuchthaus richten einen Appel an alle Klassengenossen um ihnen durch die Tat zu ihrer Befreiung zu verhelfen.
Zur Zeit befinden sie sich im Hungerstreik (der sechste seit Juli 1921). Zwei Streiks dauerten 12-14 Tage. Arbeiter können nicht verstehen warum sie eingekerkert sind, während die reaktionären Verbrecher frei herumlaufen.
Nr. 18 – 1922
– Fünfzig Arbeiter sind nach dem Kentern des brasilianischen Schiffes Avare im Hamburger Hafen ertrunken. Schlechte Vorsichtsmaßnahmen.
Nr. 19 – 1922
– Blutige Demonstration in Hamburg:
Die Arbeiterschaft von Groß-Hamburg demonstrierte am Montag, den 26. Juni, gegen die Ermordung Rathenaus und für die Republik. Weit über 100 000 Menschen waren auf dem Plan erschienen: Kommunisten, USP und Mehrheits-Sozialdemokraten ließen ihre Fahnen im Winde flattern. Neben roten Fahnen war die Reichsflagge stark vertreten. Rathenau wurde gelobt, die Republik ließ man hochleben. Von einer ernsthaften Demonstration kann nicht gesprochen werden, da fast alle Anwesenden lachende Gesichter zur Schau trugen. Man hätte, nach den Mienen und teilweise auch Gesprächen zur urteilen, fast annehmen können, das der größte Teil aus Neugierigen bestand. Die Demonstranten wurden erst dann ernster, als sie auf dem Heimwege von der republikanischen Sicherheitswehr beschossen wurden. Die demonstrierenden friedlichen Arbeiter glaubten wohl, dass die verschiedenen Trupps Sicherheitswehr, die das Heiligengeistfeld in einiger Entfernung umstanden, zum Schutz gegen einen eventuellen Überfall von Seiten der Reaktion Aufstellung genommen hätten. Ein Toter und die Verwundeten in ihren Reihen belehrten sie aber eines Anderen.
Nr. 25 – 1922
– Bericht Carl Langers über eine Agitationstour in Westfalen.
– Informationen über Lebensmittelkosten u.a. in Hamburg.
Nr. 26 – 1922
– Brief von Max Hölz aus dem Zuchthaus Münster (Hungerstreik etc.)
Die Zeitung ALARM liegt im Original der Jahrgänge 1919-1924 im Staatsarchiv Hamburg.