Karl Roche
Am 1. Januar dieses Jahres ist einer der ältesten Genossen aus den Reihen der antiautoritären Bewegung vom Kampfplatz abgetreten: Karl Roche. In einem an Wechselfällen reichen Leben hat dieser Mann unermüdlich und redlich der revolutionären Sache gedient. Als junger Bauarbeiter kam er in die Arbeiterbewegung und nahm vor dem Kriege am Verbandsleben der reformistischen Gewerkschaften teil. Er wurde sogar zum Angestellten im Bauarbeiterverband befördert. Seine Ehrlichkeit und sein grader Sinn ließen ihn aber nicht dort bleiben. Er verließ seine Funktion, er verließ den Zentralverband und schloß sich der alten Freien Vereinigung Deutscher Gewerkschaften an, der er propagandistisch ausgezeichnete Dienste leistete. Eine ausgesprochene journalistische Begabung ließ ihn vor allen Dingen in der Presse und in der anarcho-syndikalistischen Broschürenliteratur stark hervortreten. Seine rastlose Arbeit hat ihm nie Reichtum eingebracht; er ist als bitterarmer Proletarier gestorben, wie er immer gelebt hat. Auf der Grundlage einer eindeutigen anarchistischen Weltanschauung verfocht er bis zuletzt, von einer kurzen und vorübergehenden Fühlungnahme mit anderen unionistischen Bewegungen abgesehen, die Ideen des revolutionären Syndikalismus. Die freiheitliche Bewegung Deutschlands wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
R.
aus: Fanal. Anarchistische Monatsschrift. Organ der Anarchistischen Vereinigung (Berlin). Herausgeber: Erich Mühsam, Jg. 5 (1930/1931), Nr. 5, Februar 1931, S. 119
► Der Verfasser des Nachrufes ist höchstwahrscheinlich Rudolf Rocker. Dafür spricht neben dem Kürzel »R.« – bei keinem anderen Autoren des Fanal beginnt der Vor- oder Nachname mit diesem Buchstaben – vor allem der Schreibstil.
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